Unsere Goldrausch Frauen Part 2: Leah Tours Europe

Leah in ihrem Büro in Berlin Westend

Hallo Leah, vielen Dank, dass du dir die Zeit für dieses Interview genommen hast. Kannst du uns kurz erzählen, womit du dich selbstständig gemacht hast und was deine Motivation dafür war?

Natürlich. Seit etwa 20 Jahren lebe ich in Berlin. Zuvor habe ich an der Universität Köln Geschichte und Kunstgeschichte studiert. Nach meinem Studium bin ich nach Berlin gezogen, was ein sehr spannender Schritt war. Plötzlich konnte ich das Wissen, das ich in Köln erworben hatte, direkt anwenden – vor allem mit israelischen Touristen. Es war ein klassischer Fall von „zur richtigen Zeit am richtigen Ort“. Deutschland und insbesondere Berlin wurden damals zunehmend für Touristen aus Israel interessant.

Ich begann, Stadtrundfahrten auf Hebräisch anzubieten, immer mit dem Fokus auf Geschichte und Kunst. Es lief sofort gut, und vieles entwickelte sich von allein. Ich hatte keine Business-Pläne oder große Vorbereitungen – es ergab sich einfach. Mit der Zeit hatte ich so viel zu tun, dass ich Mitarbeiter einstellen musste, vor allem israelische Studierende, die sich gut mit Geschichte, Kunst und Architektur auskannten.

Erzähl uns noch genauer, was du alles machst und wie das Ganze entstanden ist. Du meintest, dass sich vieles von selbst ergeben hat. Aber wie kam der erste Kontakt zustande?

Am Anfang waren es hauptsächlich Geschäftsleute aus Israel, die nach Deutschland kamen. Die meisten sprachen Englisch und Hebräisch, aber kein Deutsch. Oft wurde jemand gesucht, der bei Bankgesprächen übersetzen und kulturelle Unterschiede erklären konnte. Zuerst war ich nur Übersetzerin, aber dann fragten sie mich, ob ich ihnen die Stadt zeigen und etwas über ihre Geschichte erzählen könnte. Ich betonte immer, dass mein Schwerpunkt Geschichte und Kunst ist – und genau das wollten sie auch.

Von da an verbreitete sich mein Angebot wie ein Lauffeuer. Die Tourismusbranche in Israel wurde auf mich aufmerksam, und bald war ich vollständig ausgebucht. Zehn Jahre lang erlebte ich einen regelrechten Boom.

Mit der Zeit wurden es so viele Touren, dass ich Mitarbeitende einstellen musste. Es gab Tage, an denen zehn Busse gleichzeitig unterwegs waren! Aber dann kam Corona. Von einem Tag auf den anderen brach alles ein. Ich behielt einen Mitarbeiter und konnte durch staatliche Hilfen zunächst überleben. Doch nach und nach musste ich sparen: Ich gab mein Büro auf, trennte mich von den Reisebussen und reduzierte die Ausgaben auf ein Minimum.

Zusätzlich machte der Ukrainekrieg die Situation nicht leichter, und dann der Angriff der Hamas im Oktober 2023. Geplante Gruppen stornierten reihenweise. Es war eine sehr schwierige Zeit für mich.

Wie hast du dich in dieser schwierigen Zeit über Wasser gehalten?

Ich habe meine Firma vor 17 Jahren ohne Fremdkapital und Schulden gegründet. Aber irgendwann brauchte ich Hilfe – einen Kredit. Es war frustrierend, weil ich bei den Banken kaum Unterstützung fand. Als ich gut verdiente, wurde ich bei Bankgesprächen mit Kaffee empfangen, aber in der Krise fühlte ich mich komplett abgelehnt.

Eines Nachts stieß ich online auf die Plattform Goldrausch. Das Wort „Frauen“ sprang mir ins Auge, und ich dachte: Warum nicht? Ich bekam schnell einen Termin, aber ich hatte keine großen Erwartungen.

Als ich dann zu euch kam, fühlte ich mich sofort wohl. Ines war so geduldig und unterstützend. Das war genau das, was ich brauchte – jemanden, der an mich glaubt. Als die Zusage für den Kredit kam und das Geld auf meinem Konto war, konnte ich endlich wieder durchatmen. Kurz darauf meldeten sich fünf neue Gruppen bei mir.

Wie hast du den gesamten Vergabeprozess empfunden?

Der größte Unterschied zur Bank war das Gefühl, ernst genommen zu werden. Bei der Bank fühlte ich mich klein und unbedeutend. Hier hatte ich das Gefühl, dass mir wirklich jemand helfen möchte.

Was hast du mit dem Mikrokredit finanziert?

Das Geld habe ich genutzt, um das Büro am Leben zu halten und in Werbung zu investieren, vor allem über Facebook.

Wenn du die Situation für Frauen anschaust, die sich selbstständig machen wollen – was fehlt deiner Meinung nach?

Ich glaube, es fehlt oft an einer Ansprechperson, mit der man offen reden kann – jemand, der das Business versteht und ehrliches Feedback zu den Zahlen gibt. Genau so jemanden hätte ich in meiner Anfangszeit gebraucht.

Vielen Dank, Leah, für das Gespräch und alles Gute für die Zukunft!

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Unsere Goldrausch Frauen Part One – Dusties Workwear